Traumatisiert vom Krieg: Eine Ukrainerin im Bus unterwegs in die Schweiz, Foto: Maria Patzschke
Krieg in Europa
Editorial aus ProgrammZeitung Aprilheft 2022
22.3.2022
Sabine Knosala
«Ich wollte etwas tun, als der Krieg ausbrach», sagt Maria Patzschke. Die 43-jährige Fotografin aus Basel begleitete Anfang März den Bus der Hilfsorganisation Terranea auf seiner Fahrt an die polnisch-ukrainische Grenze, um Flüchtlinge in die Schweiz zu bringen. In einem Einkaufszentrum in Przemysl traf das Schweizer Hilfsteam auf etwa 3000 Ukrainerinnen mit ihren Kindern, die sich dorthin geflüchtet hatten, sowie auf zahlreiche weitere Hilfsorganisationen. Verblüffende Erkenntnis vor Ort: Die meisten Flüchtlinge wollten gar nicht weg, hofften immer noch, möglichst rasch in ihre Heimat zurückkehren zu können. «Es herrschte grosse Angst und Verunsicherung sowie ein Gefühl des Ausgeliefertseins», berichtet Patzschke. Viele hätten gar nicht gewusst, wo die Schweiz sei. Schliesslich gelang es, rund 30 Flüchtlinge in die Schweiz mitzunehmen und in Gastfamilien zu platzieren. «Die Solidarität unter den geflüchteten Frauen war gross. Auf der Fahrt halfen sie sich gegenseitig mit den Kindern», so die Basler Fotografin, die alles mit der Kamera doku-mentierte. Seither hat Terranea drei weitere Transporte durchgeführt und auf diese Weise insgesamt rund
300 Personen in die Schweiz geholt.
Benefizkonzerte und mehr.
Auch in der Basler Kulturlandschaft ist die Solidarität mit der Ukraine gross: So haben im März viele Veranstaltende Benefiz-Events durchgeführt – unter anderem Konzert-fabrik Z7, Swiss Foundation for Young Musicians, Jazz Festival/Offbeat Concerts, Stadtkino, Theater Basel, Kammermusik um halb acht, Sinfonieorchester, Kammerorchester, Vorstadttheater und Markthalle. Auch im April sind nochmals einige Anlässe geplant wie beispielsweise ein Benefizkonzert aus der Reihe «Die Orgel im Dialog».
Sie alle haben das Ziel, die Ukraine im Krieg zu unterstüt-zen. Doch wie geht es den Menschen, die persönlich davon betroffen sind? Die ProgrammZeitung hat bei fünf ukrainischen Kulturschaffenden nachgefragt, wie sie die Situation erleben. Drei befinden sich in der Ukraine, zwei wohnen in der Region Basel. Das Ergebnis können Sie in dieser Ausgabe nachlesen.
Zudem stellen wir mit «Hundepark» einen literarischen Thriller vor, der in der Ukraine spielt, aber einen anderen Schwerpunkt hat: die globale Kinderwunschindustrie.
Was ein Krieg mit Menschen macht, zeigt dagegen Peter Gisi in seinem autobiografischen Roman «Mutters Krieg» auf, den wir ebenfalls besprechen.
Frieden ist nicht selbstverständlich – auch in Europa nicht. Das haben die letzten Wochen gezeigt. Daher bleibt zu hoffen, dass in der Ukraine bald die Menschlichkeit über die Machtgelüste siegt!