Macht Lust auf eine Abkühlung: Das Bild «Schwimmbad» von Peter Olpe ist noch bis 17. Juli in der Ausstellung «Der schweifende Blick» im Basler Rappaz Museum zu sehen, Foto: zVg
Sommerzeit ist Badezeit
Editorial aus ProgrammZeitung Sommerheft 2022
22.6.2022
Sabine Knosala
Was ist wichtiger: Schwimmen oder Kultur? Am besten beides ermöglichen!
Ende April verkündete die Basler Regierung ihre Idee, das Musical Theater in ein Hallenbad mit 50-Meter-Becken umzurüsten. Die Begründung: Die zentrale Lage, die gute ÖV-Anbindung und die Umnutzung bestehender Gebäude seien ideal dafür.
Tatsächlich fehlt es in Basel chronisch an Schwimmfläche: Wer schon einmal im Hallenbad Rialto war, weiss, dass das Bassin dort oft mehr einem Haifischbecken gleicht, so viele Leute versuchen gleichzeitig darin ihre Bahnen zu ziehen. Und ein Hallenbad mit olympischen Massen gibt es in Basel erst gar nicht. Dabei ist Schwimmen Breitensport pur: Es kann von allen ausgeübt werden – von Jung und Alt, von Babys und Schwangeren, von Übergewichtigen und Menschen mit Behinderung. Aber, und das ist wohl der entscheidende Punkt, Schwimmen hat im Gegensatz zum Fussball fast keine Lobby. Daher reichen die Bemühungen um ein überdachtes 50-Meter-Becken in Basel auch zurück bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts – bisher ohne Erfolg. Einziges Resultat nach so vielen Jahrzehnten: Seit fünf Jahren gibt es ein temporäres Ballondach im Winter über einem Gartenbad.
Nun soll das Olympia-Becken also endlich kommen und
das ist längst überfällig. Warum man es aber ausgerechnet anstelle des Musical Theaters realisieren will, erschliesst sich mir nicht. Und ich bin nicht allein: Es sei ein «Skandal», sagt Thomas Dürr vom Veranstalter Act Entertainment gegenüber den Medien. In zehn Jahren würde die Stadt vermutlich wieder ein ähnliches Theater bauen müssen. Auch Showgrösse Pepe Lienhardt redet von einem «sehr grossen Verlust für Basel».
Mit dem Musical Theater, das 1995 in einer umgebauten Messehalle eröffnet wurde, rückte Basel in die Liga von Musicalstädten wie Hamburg auf. Seither wurden hier immer wieder bekannte Produktionen wie zum Beispiel «Lion King» gezeigt. Und Musicals sind nach wie vor sehr beliebt.
Zwar moniert die Basler Regierung, die Sanierung des Gebäudes sei sehr teuer und das Musical Theater nicht genügend ausgelastet. Trotzdem würde es der Stadt gut anstehen, ihr Kulturangebot auszubauen oder zumindest zu erhalten, statt ein bereits bestehendes Theater abzu-schaffen. Basel, das sich Sport- und Kulturstadt nennt, sollte sich beides leisten können – ein Hallenbad mit
50-Meter-Becken und ein Musical Theater.
Das sehen auch viele Politikerinnen und Politiker so: Johannes Sieber von der GLP reichte beim Grossen Rat eine Interpellation ein. Noch einen Schritt weiter ging die FDP, die am 20. Juni eine Petition mit 1500 Unterschriften und eine Motion für den Erhalt des Musical Theaters einreichte. Es bleibt also spannend.
Lebensader Rhein.
Um das kühle Nass geht es auch in der aktuellen ProgrammZeitung: In einem Schwerpunkt zur Lebensader Rhein widmen wir uns der Geschichte der Rhybadhysli, haben einem Fährimaa bei der Arbeit über die Schulter geschaut, waren im Hafenmuseum und weisen natürlich auf Konzerte am Fluss hin. Weitere Artikel behandeln unter anderem französische Filme über die «grandes vacances» am Meer.
Andere typische Sommerfreuden dürfen in unserer Som-merausgabe ebenfalls nicht fehlen: So hat die Programm Zeitung die wichtigsten Openair-Kinos, Musikfestivals und Freiluft-Theater in der Region für Sie zusammengestellt. Zudem bieten wir Inspiration für kleinere und grössere Ausflüge – beispielsweise zur Römerstadt Augusta Raurica, wo wir die neue Augmented-Reality-App getestet haben oder in unserem Kultour de Suisse Spezial zu fünf sehenswerten Ausstellungen in der ganzen Deutsch-schweiz.
Nun wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer, egal, ob mit oder ohne einem erfrischenden «Schwumm»!