Literaturherbst
Editorial aus ProgrammZeitung Novemberheft 2022
21.10.2022
Sabine Knosala
Ein Buch ist mehr als eine Aneinanderreihung von Buchstaben. Das kann man im November unter anderem am Festival BuchBasel erleben.
Welches Buch hat Sie, liebe Leserin oder lieber Leser, dieses Jahr begeistert? An welches werden Sie sich noch lange erinnern?
Es gibt Bücher, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, solche, die man im Moment spannend findet und andere, bei denen man nicht einmal merkt, dass man schon länger nicht mehr darin gelesen hat oder sie gar nie zu Ende liest.
Zur ersten Kategorie gehört für mich «Die Dinge beim Namen» von Rebekka Salm, das ich im Juni in der ProgrammZeitung besprechen durfte. In der fesselnden Geschichte, die eine grosse Menschenkenntnis erahnen lässt, fügt sich ein Puzzleteil zum anderen, bis am Schluss ein überraschendes Gesamtbild entsteht. Dabei schreibt die Autorin Sätze, die einem noch lange im Gedächtnis haften bleiben.
Ein Buch ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben: Es eröffnet uns neue Welten, lässt uns unsere eigene Welt besser verstehen und fordert uns heraus, Position zu beziehen. Dabei ist die Sprache im Idealfall mehr als nur ein Transportmittel des Inhalts: Sie kann uns durch ihre Schönheit und Präsenz in den Bann ziehen wie ein Kunstwerk. Apropos: Nicht zuletzt spielen auch Optik und Haptik eines Buchs eine Rolle. Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich mag den Geruch, wenn ich ein gedrucktes Exemplar zum ersten Mal aufschlage. Ich kann mich an der Gestaltung erfreuen, und es hat etwas Sinnliches, Material und Druck nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren.
Fairerweise muss ich zugeben, dass auch digitales Lesen seine Vorteile hat: Als ich vor ein paar Jahren mit einer Reisegruppe in Indien unterwegs war, musste ich mir am Schluss die Seiten meines gedruckten Krimis buchstäblich einteilen, damit ich für die langen Fahrten noch genügend Lesestoff hatte, während sich meine Gspänli einfach ein neues E-Book herunterladen konnten.
Mit solchen Fragen rund ums Buch hat sich auch die neue Leiterin der BuchBasel Marion Regenscheit auseinandergesetzt. Im Interview mit der ProgrammZeitung erklärt sie, welche Schwerpunkte sie am Literaturfestival setzen will. Zudem haben wir dem Übersetzer Joël László bei der Arbeit zugesehen und stellen neues Lesefutter aus Basler Federn vor.
Totentanz und Rheinausstellungen.
Der November ist aber auch der Totenmonat: Die ProgrammZeitung weist daher auf ein zeitgenössisches Totentanz-Projekt in der Basler Predigerkirche hin. Und noch etwas darf in der aktuellen Ausgabe nicht fehlen: 38 Museen im Dreiland widmen dem Rhein eine eigene Ausstellung – in Basel unter anderem das Antikenmuseum.
Nun wünsche ich Ihnen einen spannenden Leseherbst mit vielen literarischen Entdeckungen!