Der Genfersee bei Montreux, Foto: Sabine Knosala
Eine Verfassung für die Erde
Editorial aus ProgrammZeitung Februarheft 2023
23.1.2023
Sabine Knosala
Klimaschutz ist jetzt in aller Munde. Ein Basler Ökologe und Künstler geht noch einen Schritt weiter.
Die Bilder gingen am 18. Januar um die Welt: Greta Thunberg wird lächelnd von Polizisten aus dem besetzten Lützerath weggetragen. Die schwedische Umweltaktivistin hatte zusammen mit Protestierenden gegen den Abriss des deutschen Weilers gekämpft, der dem Braunkohletagebau weichen muss. War die Verhaftung für Social Media inszeniert worden? Das bleibt unklar. Fakt ist dagegen: Fossile Brennstoffe gelten als Haupttreiber der Klimaerwärmung. Daher passt es den Klimaktivistinnen und -aktivisten nicht, dass Deutschland aufgrund der Energiemangellage wieder mehr auf Kohlekraftwerke setzt.
Doch zurück in die Schweiz und nach Basel: Lange vor diesem Medienrummel hat der Ökologe, Landschafts-architekt und Künstler Donald Jacob die Idee einer Verfassung für die Erde entwickelt. «Dieser Ansatz bietet eine neue Perspektive, die über die aktuellen Klimaver-handlungen hinausgeht und eine langfristige Lösung für den Klimawandel anstrebt», ist er überzeugt.
Im November veröffentlichte Jacob sein Buch «Eine Verfas-sung für die Erde – Wie wir die Klimakrise gemeinsam lösen können». Nun doppelt er mit einem öffentlichen Event nach: Anfang Februar findet im Basler Unternehmen Mitte ein offzieller Gründungsakt statt. «Mit der Verfassung versuchen wir, die Überzeugungen und Werte der Men-schen mit der Notwendigkeit der Umsetzung von Klima-schutzmassnahmen in Einklang zu bringen», erklärt der Künstler. Wer die Verfassung unterschreibe, mache den ersten Schritt zu einer friedlichen Veränderung des bestehenden Systems.
Klar, das klingt erst einmal sehr idealistisch und fast ein wenig weltfremd, denn in der Wirtschaft steht der Klimaschutz bekanntlich nicht an erster Stelle. Das ist in der Schweiz so, in Europa und noch ein bisschen mehr im globalen Kontext. Gerade in Dritt-Welt- und Schwellen-ländern ist das Erreichen eines gewissen Wohlstands oft das oberste Ziel.
Doch auch darauf hat Jacob eine gute Antwort: «Das Ziel ist, dass irgendwann alle auf diesem Planeten diese Ver-fassung unterzeichnet haben – erst sind es einzelne Menschen, dann Organisationen, Firmen, kleine Gemeinden, Städte und schliesslich ganze Länder.» Denn im Endeffekt bräuchte jeder eine intakte Biosphäre als Lebensgrundlage.
Liebe zu Vinyl.
Von diesem Engagement zu einem ganz anderen: Trotz aller digitalen Möglichkeiten setzen heute immer mehr Musikfans auf Schallplatten. Daher haben wir der Liebe zu Vinyl in dieser ProgrammZeitung einen Schwerpunkt gewidmet. Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Ton-träger vom Grammofon zum Datenstrom, lernen Sie einen Musiker kennen, der konsequent auf Schallplatten veröf-fentlicht und ein DJ-Quartett, das mit Vinyl unterwegs ist.
Nun wünsche ich Ihnen einen anregenden Februar – egal für welches Thema ihr Herz schlägt!
Donald Jacob, «Eine Verfassung für die Erde – Wie wir die Klimakrise gemeinsam lösen können»: Oekom – Gesellschaft für ökologische Kommunikation, München, 2022. 114 S., brosch., 15 Euro zuzüglich Versand, auch als E-Book erhältlich
Gründungsakt Verfassung für die Erde: So 5.2., 14 h, Unternehmen Mitte, Basel oder per Videolink, www.erde.group