Dank der App sieht man auf dem Smartphone, wie die römischen Gewerbehäuser früher einmal ausgesehen haben und hört eine spannende Geschichte über ihre letzten Stunden, Foto: zVg
ProgrammZeitung aus dem Sommerheft 2022, S. 24
Multimedial in die Vergangenheit
Sabine Knosala
Mit Augmented Reality zu den Römern in Augusta Raurica. Die ProgrammZeitung hat es ausprobiert.
Seit Anfang Mai hat die Römerstadt Augusta Raurica in Kaiseraugst eine neue Attraktion: Mit der App «Augusta Raurica AR Experience» soll man in den Alltag in den ehemaligen römischen Gewerbehäusern eintauchen können. Sie gelten als der am besten erhaltene private Gebäudekomplex der Römerzeit nördlich der Alpen.
Grund genug, das Angebot einmal selbst auszuprobieren: Bereits zu Hause laden wir die kostenlose App aufs Smartphone runter, Tablet ginge auch, und packen Kopfhörer ein. Los gehts dann im Museum der Römerstadt, wo man zuerst ein kostenloses Ticket holen soll – zumindest theoretisch, denn wie uns die nette Angestellte an der Kasse erklärt, sind die Gewerbehäuser momentan (Mitte Juni) noch frei zugänglich. Wir marschieren etwa sechs Minuten den Hügel hinunter bis zur Ausgrabung an der Hauptstrasse. Bereits seit 1987 befindet sie sich unter einem Schutzbau: Gebäude und Ruinenareal wurden jedoch komplett saniert und unter anderem durch eine neue Beleuchtung aufgewertet.
Im Eingangsbereich folgt dann der erste Frust: Die App läuft nicht. Die Ursache ist rasch gefunden: Man muss sich zuerst ins dortige WLAN einwählen. Dann klappt alles wie am Schnürchen: Auf dem Handy erscheint die
Statue des römischen Hausgotts Lar, der uns durch die Geschichte führt und uns auffordert, nun die Ausgrabung zu betreten. Von der Besucherplattform aus richtet man das Handy auf die Ruinen unter einem. Die App erkennt automatisch, um welchen Raum der Gewerbehäuser es sich handelt und spielt den entsprechenden Teil des Hörspiels ab, das in verschiedenen Sprachen verfügbar ist. Gleichzeitig sieht man auf dem Handy, wie der Raum zu Römerzeiten ausgesehen hat, und auch die Protagonisten des Hörspiels werden gezeigt. Der Clou daran: Die 3-D-Visualisierungen von Gegenständen stützen sich auf Funde in Augusta Raurica, diejenigen von Kleidungsstücken auf Erkenntnisse von anderen Fundorten oder auf bildliche Darstellungen aus römischer Zeit. Will heissen: Sie sind so originalgetreu wie möglich.
Kurz und kurzweilig.
Die Geschichte selbst ist zwar fiktiv, handelt aber von den letzten Stunden vor dem realen Brand, durch den die Gebäude um das Jahr 300 zerstört wurden. Ganz nebenbei erfährt man einiges über die Funktion der Räume, waren doch die römischen Gewerbehäuser eine Mischung aus Gewerbebetrieb, Taverne und Herberge. Fünf Räume und damit fünf Teile des Hörspiels gibt es zu entdecken. Keine der Folgen dauert länger als fünf Minuten, was den Besuch angenehm kurz und kurzweilig macht.
Wichtig: Die App funktioniert nur vor Ort. Ermöglicht wurde das schweizweit einmalige Projekt durch die Kantone Aargau und Basel-Landschaft sowie das Bundesamt für Kultur.
www.augustaraurica.ch/angebote/ar-experience#
Ausserdem: 25. Römerfest: Sa 6.8. bis So 7.8., Römerstadt Augusta Raurica, www.augustaraurica.ch