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Kateryna Kalytko liest spontan aus ihrem neuesten Gedichtband vor dem Paul-Celan-Literaturzentrum an der Kobyljanska Strasse in Tscherniwzi, Foto: Andra Schwarz, Lyrikerin aus Leipzig

ProgrammZeitung aus dem Oktoberheft 2022, S. 19

Tagebuch aus der Ukraine

Judith Schifferle

Die Baslerin Judith Schifferle hat vom 2. bis 4. September am internationalen Lyriktreffen «Meridian Czernowitz» in der Ukraine teilgenommen. Für die ProgrammZeitung hat sie ihre Erfahrungen aufgeschrieben.

 

Tag 1: «La vie est belle»

In den frühen Morgenstunden sieht es auf der Olha-Kobyl-janska-Strasse aus wie 2019, als ich das letzte Mal hier war. Ich hole mir beim Kaffeemobil mit zwei netten Strassen-hunden einen Cappuccino und schlendere zum Hotel zurück. Die ukrainischen Streitkräfte, die uns offiziell beschützen, bleiben diskret, fast unsichtbar. Ich erkenne auch die vielen Geflüchteten aus dem Donbass nicht. Alles scheint reibungslos zu laufen. Das Treiben in der Stadt,
40 Kilometer hinter der EU-Grenze, strahlt Zuversicht aus. Die Strassen sind mit Blumen geschmückt, neue Cafés eröffnet. Die jungen Angestellten im Wiener Kaffeehaus, in der Bakery from Freedom oder am Lyriktreffen wissen, was sie zu tun haben. «Angst raubt einem die Wirklichkeit» steht in einem meiner Gedichte, das ich übermorgen im Paul-Celan-Zentrum vorlese. Wir sind in der einzigen Region im Südwesten, wo es noch keinen Luftangriff gege-ben hat. Wir internationalen Gäste fühlen uns zwischen die Buchdeckel geraten, wo uns eine Wirklichkeit anspringt, über die wir bisher nur gelesen und Theorien abgeleitet haben. «Czernowitz – eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten» sagte der hier gebürtige Paul Celan 1958.

Vor der Eröffnung des Lyriktreffens erkunde ich die Strassen und versuche anzukommen. Gestern am Basler Flughafen entdeckte ich den Duft «La vie est belle» von Lancôme. Ich nahm eine Probe für die Reise und die Erinnerung, die noch weit in der Zukunft lag. Jetzt stehe ich vor einem kleinen Parfümgeschäft und finde denselben Duft «en Rose». Man kann sich Flacons à 10 bis 30 Milliliter abfüllen lassen und für einmal ganz bescheiden den Duft des siegreichen Lebens atmen. 

Tag 2: «Der Herbst bringt immer etwas Neues»
(Kateryna Kalytko)

Jeden Morgen um 9 steht am Rathausplatz für eine Minute das Leben still. Zuerst Musik, dann hallt Selenskis Stimme durch den Äther. Es ist tatsächlich Krieg, und wir sind hergekommen, um unsere lebendige Stimme dagegen zu erheben. Eine Online-Teilnahme schloss das «Meridian»-Team im Vornherein aus. Beim Frühstück im Wiener Kaffeehaus sassen wir zwar an kleinen getrennten Tischen, aber die ukrainischen, deutschen und israelischen, öster-reichischen Gäste und ich aus der Schweiz waren sich einig darin: Auf den Atem der Worte kommt es an. Es ist die erste Kulturveranstaltung in der Ukraine seit dem 24. Februar. «Am wertvollsten ist die Möglichkeit zu sprechen», sagt die ukrainische Dichterin Kateryna Kalytko auf der Aussen-bühne in ihrem «Gespräch über den Krieg». Seit 2014 beo-bachtet sie die Entwicklungen der (ukrainischen) Sprache im Krieg.

Durch die Luke in meinem fensterlosen Hotelzimmer dringen Chorstimmen über den Innenhof der Territorial-verwaltung. In den Pausen klopft der Regen aufs Blechdach im Staccato, das trotz atemberaubender Schicksals-geschichte das Land am Rhythmus des Lebens hält.

Tag 3: Der rote Faden 

 «Wir arbeiten alle für den Krieg», «wir denken unentwegt an den Krieg», «der Krieg verändert uns …», aber man will ihn auch als Prozess der Neuschaffung sehen. Die Kiewer Lyrikerin und Filmemacherin Iryna Tsilyk erinnert daran, dass im Krieg die Sehnsucht nach dem guten Leben nicht vergessen werden darf. Meiner eigenen Lesung stellte ich einen «Roten Faden mit Knoten» voran: als Konzept meiner lyrischen Arbeit seit 2003. Jeder Knoten im lyrischen Erzählfaden führt darin über Kreuz und bindet, was unvereinbar scheint. Es ist mein «Meridian», der von Tscherniwzi über Basel die Welt umspannt. 

Am Ende bedankt sich eine Zuhörerin aus dem Donbass unter Tränen; sie sei zum 13. «Meridian Czernowitz» gekommen, um zu erfahren, was Verse gegen den Krieg ausrichten können. Das rote Band, das auch das Plakat vor Camouflage-Musterung durchzieht, verspricht Schutz und Förderung unseres gemeinsamen Kulturguts. 

Ausserdem: Judith Schifferle, «Der ukrainische Sonderfall: Lyrik aus dem Krieg»: Kurs ab Mo 24.10., Volkshochschule beider Basel, www.vhsbb.ch

 

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