Marie Bues mit dem Roman «Die Aufdrängung» von Ariane Koch, Foto: Sabine Knosala
ProgrammZeitung aus dem Februarheft 2023, S. 14
Vom Buch auf die Bühne
Sabine Knosala
Marie Bues (42) inszeniert am Theater Basel den Erfolgsroman «Die Aufdrängung» der Basler Autorin Ariane Koch.
«Die Aufdrängung» ist erst vor zwei Jahren erschienen. Warum kommt der Roman jetzt schon auf die Bühne?
Marie Bues: Ariane Koch hat beim Jubiläum von «Stück Labor», einem Förderprogramm für junge Dramatikerinnen und Dramatiker, an dem sie früher selber teilgenommen hatte, aus ihrem Roman vorgelesen. Mir hat der rhythmische, musikalische und geheimnisvolle Text so gut gefallen, dass ich mir sofort das Buch gekauft habe. Kurz darauf fragte mich das Theater Basel an, ob ich das Stück inszenieren will.
Wurde Ariane Koch bei der Inszenierung einbezogen?
Die Autorin wollte keine Bühnenfassung schreiben, weil der Text, so wie er ist, für sie fertig ist. Sie hat uns aber das Material zur Verfügung gestellt, und ich habe im Vorfeld viele Gespräche mit ihr geführt.
Das Buch lebt von literarisch formulierten Sätzen. Die Handlung scheint fast sekundär. Wie inszeniert man so etwas?
(Lacht.) Das hat mich lange beschäftigt. Der Text hat eine brachiale Stärke. Das muss im Vordergrund stehen, die Sprache muss glänzen können.
Apropos Sätze: Begegnen wir ihnen im Theaterstück wieder?
Um das zu ermöglichen, habe ich die weibliche Hauptrolle auf drei Frauen verteilt. Sie stellen drei Versionen der Hauptfigur dar. So können wir in ihren Kopf schauen und in ihre Gedankenwelt eintauchen. Dagegen bleibt der Gast sprachlos, muss sich mit anderen Mitteln ausdrücken. Sprache ist auch Macht.
Bei Romanverfilmungen ist es häufig so, dass die Handlung verändert wird. Wie ist das bei Ihrer Bühnenfassung?
Das Stück ist nahe beim Roman. Wir haben auf die Essenz verdichtet, also Beschreibungen weggelassen und uns auf die Seelenzustände konzentriert. Und wir haben versucht, eine Bildlichkeit und Sinnlichkeit reinzubringen, um den Text zugänglicher zu machen.
Was sagt das Stück Ihrer Meinung nach aus?
Es ist eine persönliche Geschichte verbunden mit einer politischen Ebene: Das Stück ist eine Kritik an der Haltung einer privilegierten, westlichen Oberschicht, die einhergeht mit Intoleranz, Verschlossenheit und Härte gegenüber allem Fremden. Dabei stellt sich die Frage: Wie kommt man aus diesen Denkmustern wieder raus?
«Die Aufdrängung»: Premiere Fr 27.1., 19.30, Theater Basel, Schauspielhaus, www.theater-basel.ch