Reto Ulrich ist Co-Gesamtprojektleiter der Ausstellung
«Deal with it» und Head of Library der Basler Afrika Bibliographien, Foto: Sabine Knosala
ProgrammZeitung aus dem Septemberheft 2023, S. 19
Diskurs über Dekolonialisierung und Rassismus anregen
Sabine Knosala
Die Ausstellung «Deal with it – Afrikanisches Erbe
in Basel» durchleuchtet fünf grosse Basler
Afrika-Institutionen aus studentischer Sicht.
Basel hat sich in den letzten Jahren zu einem internationalen Kompetenzzentrum für Afrika entwickelt: Dies einerseits, weil sich die Universität schwerpunktmässig der Forschung auf, mit und über diesen Kontinent widmet und andererseits, weil es hier besonders viele Institutionen mit Afrika-Bezug gibt – seien es nun die Basler Afrika Bibliographien, Mission 21, das Museum der Kulturen Basel oder das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut. Deren Geschichte ist jedoch nicht immer unproblematisch: So ist die Mission 21, die heute vor allem in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, unter anderem aus der Basler Mission hervorgegangen.
Doch warum gibt es in Basel überhaupt so viele Institu-tionen mit einer Verbindung zu Afrika? Wie hängen sie zusammen? Und wie gehen sie mit ihrer eigenen Vergangenheit um? Diesen Fragen geht die Ausstellung «Deal with it – Afrikanisches Erbe in Basel» nach, die von den Basler Afrika Bibliographien in der Universitäts-bibliothek Basel ausgerichtet wird.
Unter der Gesamtprojektleitung von Reto Ulrich und Alice Spinnler haben sich fünf Studierende mit je einer der fünf Institutionen inklusive Universität genauer auseinander-gesetzt. Im Sinne einer Bottom-up-Strategie recherchierten sie, sichteten Objekte und führten Interviews. Die so entstandenen Texte gaben sie den Institutionen zum Lesen, die sie ihrerseits wieder kommentieren konnten. «Unser Ziel war es, das Basler Afrika-Netzwerk unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Debatten rund um Dekolo-nialisierung, Rassismus und Restitution anzuschauen und so einen Beitrag zum Diskurs zu leisten», erklärt Ulrich.
Gemeinsamer Afrikana-Katalog.
Ergänzt werden diese studentischen Perspektiven durch einen Zeitstrahl mit der Geschichte der fünf Institutionen, einer Ecke, in der weitere Basler Afrika-Organisationen wie das Afrika-Komitee vorgestellt werden und nicht zuletzt einer Präsentation des Projekts PARC (Portal for African Research Collections), das zeitgleich mit der Ausstellung lanciert wird: PARC vereint erstmals alle Basler Afrikana-Sammlungen in einem Metakatalog. «Das vereinfacht nicht nur die Suche, sondern ermöglicht auch neue Erkennt-nisse», ist Ulrich überzeugt. Der Online-Katalog ist technisch so aufgebaut, dass er auch für User in Afrika gut zugänglich ist: Er lässt sich per Mobiltelefon und bereits mit einem 3G-Netz abrufen.
Abgerundet wird die Ausstellung durch ein mehrmonatiges Rahmenprogramm mit Partnern wie unter anderem dem Zoo Basel, Roxy Birsfelden oder dem Bird’s Eye Jazz Club.
«Deal with it – Afrikanisches Erbe in Basel»: bis Do 16.11.,
Mo–Fr 8–20 h, Sa 10–20 h, Universitätsbibliothek,
Schönbeinstr. 18 –20, Basel,
https://ub.unibas.ch/de/ausstellungen/deal-with-it
50 Jahre Solidarität
Das Afrika-Komitee Basel feiert sein 50-jähriges Bestehen.
Zu Beginn der 60er-Jahre erreicht die internationale, anti-koloniale Solidaritätsbewegung auch Basel: 1973 wird das Afrika-Komitee gegründet, das anfänglich die für ihre Freiheit kämpfenden Völker in den portugiesischen Kolo-nien unterstützt. Später stehen der Befreiungskampf in Zimbabwe sowie der Kampf gegen die rassistischen Regimes in Namibia und Südafrika im Zentrum. 190 Aus-gaben des Afrika-Bulletins zeugen von der Auseinanderset-zung mit der weiteren Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent.
Nun feiert das Afrika-Komitee im Basler Gundeldingerfeld sein 50-jähriges Bestehen. Mit dabei ist der Fonds für Entwicklung und Partnerschaft in Afrika (FEPA), den es bereits seit 60 Jahren gibt. Das Programm ist vielfältig: Das Afrika-Komitee zeigt ein kurzes Video über seine Geschichte. Es gibt ein Podium über die Solidaritätsarbeit mit Mitgliedern des Afrikas-Komitees und des FEPA, moderiert von Ruedi Küng, ehemaliger SRF-Korrespondent für Afrika. Und nach dem Apéro folgt eine halbe Stunde Jazz aus Südafrika.
Hans-Ulrich Stauffer vom Afrika-Komitee hat zudem zum 50. Todestag von Amílcar Cabral, einem der bedeutendsten afrikanischen Theoretiker, ein Buch herausgegeben. Dazu findet in der Buchhandlung Labyrinth in Basel ein Gespräch zwischen dem Autor und Elisio Macamo, Professor am Zentrum für Afrikastudien der Uni Basel, statt.
50 Jahre Afrika-Komitee: Sa 9.9., 17–21 h, Gundeldingerfeld, Basel, www.afrikakomitee.ch, www.fepafrika.ch
Hans-Ulrich Stauffer, Afrika-Komitee Basel, «Amílcar Cabral: Was bleibt – Leben und Werk des Denkers und Revolutionärs»: Basel, 2023. 204 S., CHF 30
Podium zu «Amílcar Cabral: Was bleibt» mit Hans-Ulrich Stauffer und Elisio Macamo: Do 31.8., 19 h, Buchhandlung Labyrinth, Basel, www.buchhandlung-labyrinth.ch