Ensemble Phoenix Basel, Foto: Felix Groteloh
ProgrammZeitung aus dem Januarheft 2022, S. 13
Wie Phoenix junge Musik fördert
Christian Fluri
Der Kompositionswettbewerb Trabant des Ensemble Phoenix Basel findet seinen Abschluss.
«… und sie bewegt sich doch» heisst das eine Stück von Mathias Johannes Schmidhammer, «Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug» das andere von Sebastian J. Meyer. Beide werden als Wettbewerbsgewinner vom Ensemble Phoenix Basel im Gare du Nord uraufgeführt. Und zwar zusammen mit Gérard Griseys «Vortex Temporum» für Klavier und fünf Instrumente (1994–1996). «Sog oder Wirbel der Zeit», wie Griseys Werk in deutscher Übersetzung heisst, ist ein zentrales Werk des späten
20. Jahrhunderts, und zwar in der vom Franzosen mitgeprägten Spektralmusik. Es steht im Zentrum des vom Ensemble Phoenix Basel 2020 ausgeschriebenen Kompositionswettbewerbs Trabant. Aufgabe der Komponistinnen und Komponisten war es, in der Art eines musikalischen Kommentars «Vortex Temporum» gleichsam zu umkreisen. Deshalb nennt sich der biennal durchgeführte Kompositionswettbewerb Phoenix Trabant. Für den Wettbewerb engagiert das Ensemble jeweils einen Kompositionscoach. Das ist dieses Mal Michael Jarrell, der an der Haute école de musique de Genève lehrt. So leistet das Basler Ensemble, das sich ganz der Neuen Musik verschreibt, wichtige Förderungsarbeit.
Intensive Arbeit an den Stücken.
«Wir haben aus vielen Bewerbungen sieben Komponisten sowie eine Komponistin aus verschiedenen Nationen ausgewählt», erklärt der Pianist und Dirigent Jürg Henneberger, der gemeinsam mit dem Flötisten Christoph Bösch das Ensemble Phoenix Basel leitet. «Im ersten
Modul im November 2020, in dem wir erste Skizzen ausprobierten, mussten wir wegen des Lockdowns per Zoom arbeiten», merkt Henneberger an: «Das war nicht unproblematisch, weil ein klangliches Urteil über dieses digitale Medium fast unmöglich ist.» Modul 2 und 3 konnten dann in Basel stattfinden. Nur einer der acht Teilnehmenden verzichtete aus Gründen der Pandemie auf die Reise nach Basel und stieg vorzeitig aus.
In Basel wurden die sieben Stücke mit dem Ensemble und unter Betreuung des Coaches erarbeitet, weiterentwickelt und dann in einem internen Konzert aufgeführt. Henneberger lobt das Engagement Jarrells, der sein Coaching auch ausserhalb der Module per Zoom weiterführte.
Die beiden Gewinner.
Die beiden Gewinner, der Südtiroler Schmidhammer und der Schweizer Meyer, entwickelten ihre Stücke für die Uraufführung noch einmal weiter. «Grisey verlangt in ‹Vortex Temporum›, vier Töne in der Mittellage des
Klaviers um einen Viertelton nach unten zu stimmen», erwähnt Henneberger. Das gibt der Musik einen eigenen Klangcharakter. Es stand den Komponisten des Wettbewerbs frei, diese spezifische Stimmung zu verwenden. Schmidhammer nutzt sie in seinem neuen Werk für Klavier und Ensemble, Meyer nicht. Meyer hingegen übernimmt die dreisätzige Struktur und widmet sein neues Stück dem 2020 verstorbenen Basler Flötisten und Komponisten Bernhard Ambros Batschelet. Er nimmt so Bezug auf Grisey, der jeden seiner drei Sätze einem seiner Komponistenfreunde widmet.
Abschlusskonzert zu «Phoenix Trabant 2020/21»:
Sa 8.1. und So 9.1., jeweils 20 h, Gare du Nord, Basel, www.garedunord.ch